Der Schreibtisch als Dateiablage – machen zu viele Desktop-Icons den Mac langsam ?


Dateiablage war schon immer eine sehr individuelle Angelegenheit. Die einen sortieren all ihre Dateien fein säuberlich in Ordner und Unterordner und können es nicht leiden, wenn auch nur ein einziges überflüssiges Objekt auf dem Schreibtisch liegt. Die anderen lagern grundsätzlich ihren kompletten Datenbestand auf dem Desktop und vertrauen im Notfall auf die Spotlight-Suche. Die meisten Anwender bewegen sich irgendwo zwischen diesen beiden Extremen.

Ab und zu heißt es, daß die Performance des Macs insgesamt leidet, wenn zu viele Elemente auf dem Schreibtisch liegen. Stimmt das ?

Im Prinzip ja – aber…

Im Netz waren zu diesem Thema nur wenige konkrete Informationen zu finden. An vielen Stellen wird ein „sauberer“ Desktop als heißer Tipp zur Systembeschleunigung gehandelt. Als Begründung wird dann oft angegeben, daß jedes auf dem Desktop liegende Icon vom System wie ein geöffnetes Finder-Fenster behandelt würde und daher auch Arbeitsspeicher in Anspruch nimmt. Ob das wirklich so ist, konnte ich nicht herausfinden. Möglich wärs.

Extrem viele Dateien und Ordner auf dem Schreibtisch können den Mac tatsächlich langsamer machen. Ausschlaggebend ist dabei nicht die Datenmenge, sondern die Anzahl der Icons auf dem Desktop.

Der Finder hat sich ja schon immer etwas schwergetan, wenn sehr viele Objekte in einem Ordner auf derselben Ebene liegen liegen. Deutlich bemerkbar macht sich das ab einer Größenordnung im vierstelligen Bereich – meiner Erfahrung nach so etwa ab 2000 bis 3000 Objekten. Öffnet man so einen Ordner, muß der Finder erstmal ordentlich rechnen, und je mehr Objekte es sind, desto länger dauert es, bis der Inhalt des Ordners angezeigt wird. Auch das Handling mit den Dateien in diesem Ordner wird zunehmend schwerfällig.

Ein solcher überfüllter Ordner, der irgendwo auf der Festplatte herumliegt, bewirkt keine Verlangsamung des Systems, solange man ihn nicht öffnet oder per Dialogfenster auf ihn zugreift – trotzdem ist es grundsätzlich nicht ratsam, tausende von Objekten auf einer Ebene abzulegen.

Der Schreibtisch ist zwar eigentlich auch nur ein Ordner, aber einer mit speziellen Eigenschaften. Was in einem „normalen“ Ordner gerade noch funktioniert, kann auf dem Schreibtisch böse enden. Ein Ordner, der 30.000 Objekte enthält, läßt sich, wenn auch langsam, durchaus noch öffnen und bedienen – man sollte aber besser nicht versuchen, dieselbe Menge an Objekten auf dem Schreibtisch abzulegen (dazu siehe auch weiter unten…) !!!

Die Frage ist nun allerdings: wieviele Objekte sind denn „zu viele“ ? Ab welcher Menge führt die Dateiablage auf dem Schreibtisch zu spürbaren Geschwindigkeitseinbußen ?

Wieviele sind „zu viele“ ?

Mit einer exakten Zahl läßt sich diese Frage leider nicht beantworten. Auch die Prozessorgeschwindigkeit und die Ausstattung des Rechners spielt dabei sicherlich eine Rolle. Die Menge der Objekte auf dem Schreibtisch macht sich zuerst beim Systemstart bemerkbar: je mehr dort herumliegt, desto länger dauert es, bis sich der Desktop aufgebaut hat.

Nach meiner Erfahrung (und ich tendiere auch eher zur Fraktion der Schreibtisch-Messies… ;-) machen ein paar hundert Icons auf dem Desktop einem halbwegs aktuellen Mac aber nicht allzuviel aus. Etwa ab 500 Objekten sollte man mal ans Aufräumen denken – unübersichtlich genug ist es dann schon allemal. Wird die Zahl jedoch vierstellig, wird es langsam haarig – und mit mehreren tausend Objekten auf dem Schreibtisch wird der Mac zunehmend träge und reagiert nur noch in Zeitlupe.

Man muß es mit der Ordnung auf dem Schreibtisch also nicht unbedingt allzu genau nehmen, sollte es aber auch nicht übertreiben. Wer das Gefühl hat, daß sein Rechner unerklärlicherweise „schneckt“, sollte sicherheitshalber die Anzahl seiner Desktop-Icons überprüfen und sie vielleicht auf ein paar Unterordner verteilen.

20.000 Dateien auf dem Desktop… nichts geht mehr.

Was passiert denn eigentlich, wenn man aus Versehen mehrere tausend Dateien auf dem Schreibtisch seines Macs ablegt ? Wir haben es vor Kurzem erlebt:

Als jemand versuchte, 30.000 Objekte von einer externen Festplatte auf seinen Schreibtisch zu kopieren, hängte sich der iMac schon während des Kopierens auf. Nach etwa 20.000 Objekten ging er in die Knie und ließ sich nicht mehr bedienen; der Vorgang ließ sich auch nicht mehr abbrechen. Der Rechner mußte hart ausgeschaltet werden.

Anschließend fuhr das System zwar zunächst normal hoch – aber der Schreibtisch baute sich nicht richtig auf, der Rechner wirkte wie eingefroren. Mit etwas Geduld konnte man allerdings feststellen: der iMac war nicht wirklich abgestürzt – er lief einfach nur in Zeitlupe ! Man mußte mehrere Minuten warten, bis er auf einen Klick reagierte und auch nur ein Menü aufklappte.

Um die Unmengen von Dateien wieder vom Schreibtisch zu entfernen, muß man sich irgendwie anders Zugriff auf den Schreibtisch des betroffenen Users verschaffen. Wenn noch ein weiterer Benutzer vorhanden ist, geht das auf diesem Wege:

– Den Mac im abgesicherten Modus starten (Shift-Taste gedrückt halten) und als der andere Benutzer anmelden (also der mit dem leeren Schreibtisch…).
– Den Root-Benutzer aktivieren (so gehts), abmelden und als Root wieder anmelden.
– Den Schreibtisch-Ordner des betroffenen Benutzers öffnen (Benutzer/~/Schreibtisch). Das Handling in diesem Ordner ist sehr langsam – man muß viel Geduld haben.
– Nun die Objekte häppchenweise auf mehrere Unterordner verteilen oder, falls sie nicht mehr benötigt werden, nach und nach in den Papierkorb werfen und löschen.
Vorsicht: Auch der Papierkorb hat es nicht gern, wenn tausende von Objekten auf einer Ebene liegen !
– Anschließend als der Original-Benutzer anmelden; der Rechner läuft nun wieder einwandfrei. Nicht vergessen, Root wieder zu deaktivieren.

Wer keinen zweiten Benutzer zur Verfügung hat, kann per Target Mode von einem anderen Mac aus auf den überfüllten Schreibtisch zugreifen.

(b585/al)

Artikel und Links zum Thema:
MacNN: Too many items on Desktop = BAD?
About.com: Keep Your Desktop Clean or Risk Getting Bogged Down
Root-Benutzer aktivieren
Zwei Macs per Target Mode verbinden
Was genau passiert bei einem „Sicheren Systemstart“ ?
 
  1. Max vor 12 Jahren

    Dann habe ich möglicherweise jetzt einen Grund gefunden, warum mein Mac „schneckt“.
    Weißt du zufällig auch wie man verhindern kann, daß alle möglichen Dateien einfach ungefragt auf dem Desktop gespeichert werden?
    Und irgendwo hatte ich mal gelesen, daß ein Mac langsam wird, wenn nur noch 10% Festplattenkapazität frei sind?
    Fragen über Fragen, aber eventuell hast du ja dieneine oder andere Antwort? :-)
    Gruß, Max

    • tiramigoof vor 12 Jahren

      Hallo Max, ungefragt wird auf dem Desktop eigentlich nichts gespeichert. Höchstens Screenshots. Was für Dateien sind das denn bei Dir ?
      Grüße :-) Anette

  2. Max vor 12 Jahren

    Wenn ich in einer Email Bilder anschaue, Anhänge öffne…
    Danach ist dann mein Desktop mit den Dateien voll.
    Gruß, Max

    • tiramigoof vor 12 Jahren

      Das sollte aber eigentlich nicht so sein. Mit welchem Programm arbeitest Du – Apple Mail ?

  3. Max vor 12 Jahren

    Thunderbird. :-)
    Aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß auch andre Programme Daten auf den Desktop packen.
    Ist bei ALLEN Macs so, die ich betreue. Aber die nutzen auch alle Thunderbird.
    Gruß, Max

    • tiramigoof vor 12 Jahren

      Ach so, Thunderbird… damit hatte ich schon ewig nicht mehr zu tun. Schon möglich, daß Thunderbird die Anhänge erstmal auf dem Desktop ablegt, wenn Du sie direkt aus dem Programm öffnest. Mail und Outlook benutzen eigene spezielle Ordner für die Attachments. Wenn es in den Thunderbird-Preferences dafür keine Einstellungsmöglichkeit gibt, mußt Du wohl damit leben und öfter mal den Schreibtisch fegen… ;-)

  4. Max vor 12 Jahren

    Danke. Ich fand nur Apples Mail so unkomfortabel. Muss ich mich wohl nochmal mit beschäftigen. :-)
    Gruß, Max

  5. Gabriele Brandhuber vor 6 Jahren

    Vielen Dank, das beantwortet einige meiner Fragen! Ich hatte auch mal wo gelesen, dass viele Dateien am Desktop den Mac langsam machen, hatte aber die Quelle nicht notiert und war mir nicht mehr sicher, ob es nicht nur ein Gerücht ist. Ihr Artikel hört sich plausibel an, und ich denke ist auch 6 Jahre nach Veröffentlichung noch relevant. Herzliche Grüße, Gabi

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