Akkupflege bei MacBooks und iPhones: Was kann man tun, um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern ?

Ob iPhone, iPod, iPad oder MacBook Pro: viele Besitzer von mobilen Geräten stellen sich die Frage, wie man am besten mit der Batterie umgeht, damit sie möglichst lange hält. Grundsätzlich ist natürlich jeder Akku ein Verschleißteil und verliert mit der Zeit an Leistung – aber vielleicht kann man ja etwas tun, um seine Lebensdauer zu verlängern ?

Märchen

Es kursieren etliche Märchen über die optimale Behandlung von Akkus, die aber jeglicher technischen Grundlage entbehren:

– Man sollte die Batterie möglichst immer ganz leerlaufen lassen und dann wieder voll aufladen.
– Jedes Einstecken des Ladegeräts ist ein Aufladezyklus.
– Man sollte die Batterie herausnehmen, wenn das Netzteil angeschlossen ist.
– Ein wenig Pflege verdoppelt die Lebensdauer der Batterie.
– Der Akku altert viel schneller, wenn das Netzteil immer angeschlossen ist.

Das technische Ideal

Natürlich gibt es durchaus einige Dinge, die technisch sinnvoll sind und die Lebensdauer des Akkus ein wenig verlängern. Leider sind sie aber etwas unrealistisch und in der Praxis kaum anwendbar:

– Den Akku immer zwischen 40% und 80% Ladezustand halten.
– Die Temperatur im Betrieb zwischen 15 und 35 Grad halten.
– Den Akku, wenn er nicht benutzt wird (z.B. nachts), mit etwa 40% Ladezustand im Kühlschrank aufbewahren und vor dem Einsatz ganz langsam wieder auf 15 Grad erwärmen.
– Alle 30 Zyklen die Ladeelektronik kalibrieren.

Die Praxis

Wie schon gesagt: Jeder Akku ist ein Verschleißteil; er altert und verliert nach einigen Jahren an Leistung. Daran können auch die ausgefeiltesten Pflegemaßnahmen nichts ändern.
Daher lautet unsere Empfehlung für die Praxis: Nutzen Sie Ihr MacBook, Ihr iPhone oder Ihren iPod einfach so, wie Sie gerade möchten, und denken Sie nicht über die Batterie nach. Lassen Sie die Batterie eines MacBooks immer eingebaut. Wenn Sie ein Netzteil in der Nähe haben, benutzen sie es, unabhängig vom Ladezustand des Akkus.

Hintergundinformationen und Technik

Schon seit mehr als 10 Jahren setzt Apple Lithium-Ionen-Batterien ein, auch schon zu Zeiten der G3 iBooks und Powerbooks. Seit dem Namenswechsel zu MacBook und MacBook Pro werden ausschließlich Lithium-Polymer-Akkus verwendet. In den Lithium-Ionen-Akkus sind in der Regel genormte Zellen verbaut, die Ähnlichkeit mit normalen Batterien haben. Bei den Lithium-Polymer-Akkus paßt sich die Bauform an das Gehäuse an – der Hersteller kann den Akku also in fast jeder gewünschten Form produzieren. Das spart Platz und erhöht die Kapazität bei gleicher Größe.

Begabte (oder leichtsinnige) Bastler konnten in den Lithium-Ionen-Akkus die Zellen bisweilen austauschen. Von Lithium-Polymer-Akkus sollten Bastler aber unbedingt die Finger lassen ! In diesen sind nämlich keine auswechselbaren Standardzellen verbaut, und das Basteln kann gefährlich werden. Freiwerdendes Lithium reagiert mit dem Sauerstoff der Luft und ist selbstentzündend. Es kann auch zu Verätzungen führen. Wenn ein solcher Akku mechanisch beschädigt wird (herunterfällt), sollte man ihn anschließend unbedingt an einem sicheren, feuerfesten Ort lagern und eine Weile beobachten. Wärmeentwicklung wäre ein sicheres Zeichen dafür, daß der Akku nicht mehr dicht ist.

Lithium-Akkus sind als Abfall weit weniger schädlich als alte Nickel-Cadmium-Akkus. Auf Lithium basierende Akkus sind sehr leicht (Lithium ist das leichteste Metall) und erlauben darüber hinaus eine sehr hohe Energiedichte – beides optimale Voraussetzungen für den Einsatz in stromfressenden Handys und Notebooks. Rein technisch sind sich Lithium-Ionen- und Lithium-Polymer-Akkus sehr ähnlich. Das Elektrolyt ist jedoch in den Polymer-Varianten trocken (in der Praxis sind einige Gel-Elektrolyte beigemischt). Ein Polymer-Akku kann also nicht auslaufen.

Allerdings sind Lithium-Ionen-Akkus auch empfindlich, und hier kommen wir wieder zur Praxis:

1. Alterung

Lithium-Polymer-Akkus altern, und zwar von dem Moment an, an dem sie das Herstellungsband verlassen – egal, ob sie benutzt werden oder nicht. Nach etwa zwei bis drei Jahren (abweichend bis zu fünf Jahre bei den Unibody-Modellen) geht es dem Ende zu. Sie sind dann zwar noch nicht völlig hinüber, aber die Alterung ist deutlich spürbar und beschleunigt.

Es ist also keine gute Idee, sich einen zweiten Akku als Reserve zu kaufen und ihn ins Regal zu legen. Vorsicht auch bei Schnäppchen, die möglicherweise schon zwei Sommer vom Regal aus gesehen haben ! Das Herstellungsdatum ist bei vielen Akkus codiert hinterlegt, wir konnten aber noch nicht herausfinden, ob das auch bei Apple der Fall ist.

Der Alterungsprozeß (Oxydation) verlangsamt sich bei kühler Lagerung, genauso wie auch bei Lebensmitteln. Der unrealistische Tip, seinen Akku nachts im Kühlschrank aufzubewahren, hat hier seinen Ursprung.

2. Ladezyklen

Lithium-Polymer-Akkus haben tatsächlich eine begrenzte Anzahl von Ladezyklen – sogar etwas weniger als Lithium-Ionen-Akkus (ca. 300 bis 500). Dabei sind beide Akku-Bauarten noch nicht „aus-entwickelt“, das bedeutet: die Daten verbessern sich immer noch. Bei den Unibody-Modellen gibt Apple sogar bis zu 1000 Zyklen an. Ein Ladezyklus bedeutet dabei: Einmal von ganz leer bis ganz voll. 4 x 25% sind allerdings ebenso ein Ladezyklus wie 10 x 10% oder 1 x 100%. Deutlich am wohlsten fühlen sich die Akkus dieser Bauart bei 40% bis 80% Ladung – das gilt natürlich ebenso für iPods, iPhones und iPads.

Da diese Akkus sehr empfindlich auf Überladen oder Tiefentladen reagieren, sind die Akkus und Ladegeräte mit Elektronik in beiden Teilen aufeinander abgestimmt und verhindern jeweils das Schlimmste.
Andererseits sollen Akkus die Mobilgeräte bei fehlendem Netz so lange wie möglich mit Strom versorgen – daher laden sie sich immer auf 100% auf.
Vielleicht wäre eine Ladung wahlweise auf schonende 80% und eine kurze Warnmeldung bei 40% ja eine Marktlücke ? Zumindest würde das die Lebensdauer voraussichtlich ein wenig erhöhen. In der Praxis ist dieser Effekt durch An- und Abstecken des Netzteils jedenfalls kaum hinzubekommen.

Vor Überladung schützt die Elektronik des Books sehr zuverlässig – daher auch die vielen Kontakte an den MacBook-Batterien. Hier wird jede Zelle einzeln geladen und überwacht, also nicht nur 1 x konstanter Ladestrom auf alle Zellen wie bei einem einfachen Gerät. Bei den Unibody-Modellen nennt Apple das „Adaptive Charging“ und variiert auch den Ladestrom noch exakter, um im Zusammenspiel mit einer verbesserter Bauweise bis zu 1000 Ladezyklen zu erreichen.

Ebenso schädlich ist eine Tiefentladung, bis hin zum elektronischen dauerhaften Abschalten. Wird also das Gerät längere Zeit nicht benutzt, sollte man den Akku vorher auf etwa 40% laden.

3. Temperatur

Akkus mögen keine Wärme, schon gar nicht während des Aufladens. 15 – 35 Grad sind der „Wohlfühlbereich“, oberhalb von 35 Grad fühlen sich die Akkus mit steigender Temperatur unwohler und altern. In der Praxis kann man dagegen nur wenig tun – ein laufendes MacBook wird deutlich wärmer als 35 Grad, und der Akku möglicherweise auch. In der Regel sitzt er bei den Baureihen mit auswechselbarem Akku auch noch an der wenig belüfteten Unterseite und somit im Hitzestau.

Aber: auf einer kühlen Tischplatte oder etwas belüftet durch einen untergelegten Bleistift geht es ihm besser als auf einem Sofakissen. Man sollte es auch möglichst vermeiden, sein MacBook in der prallen Sonne (womöglich im Auto) liegenzulassen oder es auf der Heizung zu lagern.
Wenn es sich gerade anbietet, sollte man den Akku lieber dann aufladen, wenn das Book nicht gerade unter Volllast läuft (also z.B. Filme abspielt), oder im Idealfall erst dann, wenn es im Ruhezustand oder ausgeschaltet ist und keine Wärme produziert.

Häufig liest man auch, es sei hilfreich, den Akku herauszunehmen, wenn das MacBook über das Netzteil mit Strom versorgt wird. Apple empfiehlt allerdings das genaue Gegenteil: Der Akku ist hier in die Stromversorgung eingeplant. Ist der Akku ausgebaut, schaltet das Book die Taktzahlen des Prozessors etwa auf die Hälfte herunter und arbeitet in einer Art „Notmodus“, um ein Abstürzen wegen fehlendem Spitzenstrom zu verhindern. Das spart unnötig große und stromfressende Netzteile, deren erhöhter Ladestrom vom Akku sowieso nicht verarbeitet werden kann. Also: den Akku immer eingebaut lassen !

4. Kalibrieren, regelmäßig voller Ladezyklus… ist das wirklich sinnvoll ?

Apple empfiehlt diese Maßnahmen mit dem Hinweis, daß es für einen Akku besser ist, wenn die „Elektronen sich bewegen“. Das galt ganz sicher bei den älteren Akku-Bauarten, beispielsweise den NiMh-Typen, die wie ein Leistungssportler an Kraft verloren, wenn sie nicht gefordert wurden. Bei Lithium-Polymer-Akkus ist das in Bezug auf die Alterung jedoch nicht mehr von Bedeutung. Der Grund dafür, daß es trotzdem immer noch empfohlen wird, liegt in der Kalibration der Ladetechnik und der Ladeanzeige: Viele kleine Stromenentnahmen ergeben für die Elektronik keine verläßlichen Daten, auch die Ladeanzeige wird dadurch ungenauer. Im Extremfall schaltet das Gerät sich ab, ohne Sie vorher zu informieren, oder es gerät zu nah an die Ladungsgrenzen, was schnell bleibende Schäden hinterläßt.

Es ist also durchaus sinnvoll, den Akku alle 30 Tage voll aufzuladen und ihn anschließend bis zum Eintreten des Ruhezustands wieder zu entladen. Dieses Verfahren wird für alle iBooks und Powerbook G4 bis zum 15″ Double-Layer SD Modell empfohlen. Apple bietet sogar einen Reminder an, der die Termine für diese Prozedur in Ihren iCal-Kalender einträgt. Einfach hier klicken – und Ihr Book erinnert Sie automatisch alle 30 Tage an die Kalibrierung der Batterie.

Alle nachfolgenden Modelle, also alle MacBook, MacBook Pro und MacBook Air Modelle, können wie folgt noch optimaler kalibriert werden:
Den Akku aufladen und das Book anschließend mindestens zwei Stunden am Netzteil angeschlossen lassen. Man kann währenddessen ganz normal weiterarbeiten. Alternative: das Book ausschalten und mindestens zwei Stunden nicht benutzen.
Danach das Netzteil im laufenden Betrieb abnehmen und das Gerät bis zum automatischen Abschalten ohne Netzteil betreiben. Das muß nicht an einem Stück passieren – insbesondere bei aktuellen MacBooks ist das ja auch kaum zu schaffen.
Dann das Book mindestens 5 Stunden ohne Netzteil in diesem Zustand lassen. Das folgende Aufladen auf 100% beendet die Kalibrierung.

Wenn Ihr MacBook neu ist, reicht übrigens das einfache Aufladen der Batterie, um die Erstkalibrierung zu erledigen. Die Empfehlung für mehrmaliges Auf- und Entladen jedes neuen MacBooks gehört auch ins Reich der Märchen.

Informationen über den Gesundheitszustand des eigenen MacBook-Akkus kann man übrigens im System Profiler (Programme/Dienstprogramme) nachlesen: im Bereich Hardware / Stromversorgung finden sich dort Informationen über Batteriemodell, Ladezustand, bisherige Ladezyklen und vieles mehr. Wer noch mehr Informationen benötigt und auch die Temperatur der Batterie überprüfen möchte, sollte sich einmal das kleine Programm coconutBattery anschauen.

(b459/hr)

Artikel und Links zum Thema:
Was bedeutet die Meldung „Batterie warten“ bei mobilen Macs ?
Download: coconutBattery
Allgemeine Infos über Batterien bei BatteryUniversity.com
Apple: Neue Batterie für bestmögliche Leistung kalibrieren
Apple: MacBook und MacBook Pro: Gerät senkt die Prozessorgeschwindigkeit, wenn die Batterie während des Netzbetriebs entfernt ist
Apple: Lithium-Ionen-Batterien
Apple: Batterie-Verwendung und Einstellungen
Apple: MacBook Pro Batterietechnologie
 
  1. Gast vor 12 Jahren

    Ist die Kalibrierung nicht eine Tiefentladung, somit wäre dies doch schädlich?

    • tiramigoof vor 12 Jahren

      Hallo,
      Die Macbook Akkus sind ja nicht einfach Batterien oder herkömmliche Akkus wie in einer Taschenlampe. Hier steckt Elektronik im Ladeschaltkreis und auch in der Batterie selber.
      Wenn das Book sich abschaltet ist der Akku nicht wirklich leer, sondern es ist eben nicht mehr genug Ladung vorhanden um einen störungsfreien Betrieb zu gewährleisten.
      Eine schädliche Tiefentladung kommt erst viel später. Zum Beispiel wenn der „leere“ Akku durch monatelanges Herumliegen langsam immer weiter Ladung verliert.
      Daher auch der Tip den Akku oder das Book bei Nichtgebrauch auf ca 40% aufzuladen.

      Viele Grüße, Heinrich

  2. Günter Krämer vor 10 Jahren

    Superinfo! Danke.

    Frage: haben Sie auch eine Empfehlung,
    für ein Ersatzteil-Modell im Web?
    Die Auswahl ist groß, offenbar tummeln sich da Plagiate bis zu unglaublichen Kopien im Original.Apple-Gehäuse.

    Danke

    Grüßle
    Günter

    • tiramigoof vor 10 Jahren

      Hallo Günter,
      das stimmt natürlich, die Bandbreite in Qualität und Preis ist extrem hoch, und auch uns sind gute wie schlechte Exemplare untergekommen.
      Einige Akkus verhalten sich wirklich fast wie die originalen Apple Exemplare, andere sind nach weniger als einem Jahr „durch“.
      Ein Test der verschiedenen, angebotenen Exemplare ist kaum machbar.
      Bei den Produktbeschreibungen selber ist leider das (elektronische) Papier doch sehr geduldig. Wir haben auch Akkus versucht, die der Beschreibung nach sehr seriös waren und technisch besser als das Original – aber in der Praxis schnell defekt.
      Andere verkaufen über eine Art Strohfirma in Deutschland, hatten eher lausige Übersetzungen waren aber technisch prima und auch der Support (wenn auch aus China und in englisch) war völlig in Ordnung.
      Ich denke, sogar die etablierteren chinesischen Produkte werden mittlerweile von anderen Landsleuten kopiert…

      Eine mögliche Orientierung sind Verkaufsseiten mit Beurteilungen, wie zum Beispiel bei Amazon
      . Da findet man schnell Exemplare bzw. Bezugsquellen, von denen man aufgrund der Beurteilungen besser nicht kauft.

      Viel Glück !
      Heinrich

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