Die bunten Etiketten, mit denen man im Finder Objekte farbig markieren kann, sind ein sehr praktisches Feature. Die quietschbunten Bonbonfarben, die zur Auswahl stehen, sind jedoch nicht unbedingt jedermanns Sache. Gibt es eine Möglichkeit, die voreingestellten Farben zu ändern ?
Die Frage nach der Anpassung der Etikettenfarben ist nicht gerade brandaktuell. Sie geistert schon seit dem Erscheinen von Mac OS X 10.3 im Jahr 2003 durch die Gemeinde und taucht immer mal wieder auf. Alle Jahre wieder machen wir uns auf die Suche nach einer Lösung oder einem Trick – die Antwort ist aber bisher immer dieselbe geblieben, und die meisten Anwender haben sich wohl inzwischen auch damit abgefunden:
Es ist mit Bordmitteln nicht möglich, die Farbe der Finder-Etiketten zu ändern. In den Finder-Einstellungen lassen sich ausschließlich die Etikettennamen beliebig anpassen, die Farben können nicht verändert werden. Wer mit den Farben partout nicht leben kann, muß zu einem Drittanbieter-Tool greifen (dazu weiter unten mehr).
Seit System 6, also etwa seit 1988, waren die Etiketten ein fester Bestandteil des Mac-Betriebssystems. Man konnte über die Finder-Voreinstellungen die Bezeichnung und, per Klick auf den Button, auch die Farben der sieben Etiketten individuell einstellen. Das blieb so bis einschließlich Mac OS 9.
Als im Jahr 2001 Mac OS X 10.0 herauskam, waren die Etiketten verschwunden. Auch die nächsten Versionen von OS X, 10.1 Puma und 10.2 Jaguar, enthielten das beliebte Feature nicht; es war nicht möglich, Objekte im Finder farbig zu markieren.
In Mac OS X 10.3 Panther gab es dann wieder Etiketten. Und – oh Wunder – die eigenen Dateien und Ordner, denen man unter OS 9 mal ein Etikett zugewiesen hatte, waren auf einmal wieder bunt ! Die Information war also nicht verlorengegangen, sondern konnte von den ersten Finder-Versionen nur nicht dargestellt werden.
Die Farben wurden allerdings nicht 1:1 aus OS 9 übernommen, sondern waren seltsamerweise vertauscht: Ehemals rote Etiketten waren nun z.B. Orange, aus Blau wurde Grün und aus Grün Violett. Vor allem aber waren die Farben erheblich „poppiger“ und aufdringlicher als zuvor – und sie ließen sich nicht mehr anpassen. Das ist bis heute so geblieben, 10.4, 10.5 und 10.6 brachten an dieser Stelle nichts Neues.
Am technischen Grundprinzip der Finder-Etiketten wurde also seit Anno dazumal nichts verändert oder verbessert. Damals wie heute gibt es sieben Farben.
Warum Apple entschieden hat, das Ändern der Etikettenfarben nicht mehr zuzulassen, ist nicht bekannt. Es ist aber denkbar, daß der Grund in einer konsistenteren Benutzeroberfläche zu finden ist. Denn mit Mac OS 9 konnte es natürlich vorkommen, daß eine Datei, die auf dem einen Mac z.B. ein rotes Etikett hatte, auf einem anderen in einer ganz anderen Farbe dargestellt wurde, je nachdem, wie der Anwender seine Farben gewählt hatte. Besonders in Arbeitsgruppen, die z.B. über einen Fileserver Dateien miteinander austauschten, konnte das zu erheblicher Verwirrung führen („Hey, ich habe alle Dateien, die gelöscht werden können, gelb markiert !“).
Das zumindest kann mit Mac OS X nicht mehr passieren. Die Etikettenfarben sind auf jedem Mac identisch.
Die Information über das Etikett eines Finder-Objektes wird im Dateisystems HFS bzw. HFS Plus verwaltet. Seit Mac OS X 10.4 sind dafür die sogenannten „HFS+ Metadata“ oder „Extended Attributes“ zuständig, in denen sich auch Erstellungs- und Änderungsdatum, Type und Creator oder Spotlight- Kommentare finden – also all die Informationen, die man angezeigt bekommt, wenn man über cmd-i das Infofenster einer Datei oder eines Ordners aufruft.
Für das Etikett eines Objektes stehen 3 Bits zur Verfügung, es gibt also 2 hoch 3 = 8 verschiedene Zustände (7 Farben und „Kein Etikett“). Jeder Farbe ist eine Zahl von 0 bis 7 zugeordnet. Daher ist es auch auf keinen Fall möglich, die Anzahl der verfügbaren Etiketten zu erhöhen.
Mit den Farben selbst haben diese Zahlen aber natürlich nichts zu tun. Wo genau die Farbwerte für die Etikettenfarben gespeichert sind, konnten wir nicht herausfinden – sie sind irgendwo in den Tiefen des Finder-Codes versteckt. Ein sehr wahrscheinlicher Kandidat ist die Datei „Finder.rsrc“: für Mac OS X 10.3 gab es nämlich mal einen (ziemlich komplizierten) „Hack“, mit dem sich angeblich die Etikettenfarben ändern ließen. Schon mit 10.4 funktionierte die Prozedur aber nicht mehr.
Wer die vorgegebenen Etikettenfarben unbedingt verändern möchte, muß wohl oder übel zu einem Tool greifen. Viel Auswahl gibt es da allerdings nicht – der einzige ernstzunehmende Kandidat ist das Haxie „Labels X“ von Unsanity. Die aktuelle Version 3.0 von April 2010 ist ausschließlich mit Mac OS X 10.6 kompatibel und benötigt Rosetta, die Vorversion 1.8 funktioniert mit 10.3.9 und 10.4. Eine 10.5-kompatible Version gibt es nicht.
Eine 15-Tage-Demo kann man hier herunterladen, die Vollversion kostet 15 Dollar.
(b388/al)
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Rosetta läuft nicht mehr auf den neuen Macs! Leider merkt man immer erst nach den Updates, dass vieles nicht mehr läuft. Schade!
Hallo rangi, naja, Rosetta läuft schon seit 10.7 nicht mehr… für Programme mit PowerPC-Code wars das leider. Wir raten unseren Kunden, für solche Fälle einen älteren Rechner mit 10.6 in der Ecke stehen zu lassen. Oder man behilft sich mit einer Virtualisierung (10.6 in VMWare Fusion).
Grüße :-) Anette