Festplattentausch beim iMac: Vorsicht, Sensor !

Wer als erfahrener Bastler die Festplatte seines iMacs ausgetauscht hat, kann nach dem ersten Neustart eine böse Überraschung erleben: Die Lüfter des iMacs laufen auf volle Drehzahl hoch, und der vorher so angenehm leise Rechner konkurriert nach zehn Minuten mit einem Staubsauger.

Dieser Effekt tritt auch dann auf, wenn man eine Platte gleicher Bauart und desselben Herstellers einbaut – und sogar dann, wenn man exakt dasselbe Festplattenmodell verwendet, das auch von Apple verbaut wird. Nur das Apple-Logo fehlt.
Was ist da passiert ? Das hat doch sonst auch immer geklappt !

Lüftersteuerung per Firmware und Stromanschluß

Apple ist lobenswerterweise einer der wenigen Hersteller, die sich um ausreichende Kühlung der Festplatten kümmern, zumal den iMacs schnell drehende und damit heißer laufende Platten spendiert wurden. Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, daß eine Festplatte ohne ausreichende Kühlung zwar nicht sofort kaputtgeht, ihre Lebensdauer aber erheblich sinkt.

Bei älteren iMac-Serien wurde der Festplattenlüfter über einen auf der Platte aufgeklebten Temperatursensor gesteuert. Diesen Sensor konnte man beim Austausch einfach auf die neue Platte kleben.

Die in den aktuellen iMacs verbauten Festplatten hat Apple jedoch in Zusammenarbeit mit den Herstellern modifiziert. Die Firmware auf der Platine wurde verändert, die Werte der aktuellen Festplattentemperatur werden über ein modifiziertes Stromanschlußkabel an das Betriebssystem übertragen. Der Stromstecker sieht zwar äußerlich genauso aus wie der Stecker jeder anderen S-ATA-Festplatte – bei der iMac-Platte sind aber nicht nur die üblichen 4, sondern 7 Pins belegt.

Fehlt die Sensorinformation über die Festplattentemperatur, dreht das System vorsorglich die Lüfter auf Hochtouren, damit der Rechner nicht überhitzt.

Läßt sich eine normale Festplatte auch im iMac 2011 verwenden ?

Zum Glück ist man nicht gezwungen, Apples Spezialfestplatten zu kaufen, um seinem iMac mehr Speicherkapazität zu spendieren. Eine normale, handelsübliche S-ATA-Platte funktioniert grundsätzlich auch in den aktuellen iMacs einwandfrei – das Problem der fehlenden Lüftersteuerung läßt sich (vom Kurzschließen des Sensorkabels einmal abgesehen…) auf zwei Arten lösen:

– Wer den Plattentausch selber vornimmt, kann auf das Programm „iMac HDD Fan Control“ von Surtees Software zurückgreifen. Das Utility liest die Temperatur der Festplatte über den S.M.A.R.T-Status aus und paßt die Geschwindigkeit des Lüfters entsprechend an. Nach der Installation säuselt der iMac sofort wieder gewohnt leise vor sich hin. In der Demoversion funktioniert das für eine Stunde, eine Vollversion kostet etwa 23 Euro.

– Der Apple-Händler Gravis hat sich des Problems angenommen und einen eigenen Sensor entwickelt, der die Temperatur am Außengehäuse der Festplatte mißt und darüber die Lüfter steuert. „cBreeze“ heißt diese Lösung. Der Sensor ist allerdings nicht einzeln erhältlich – das Komplettpaket inklusive Sensor, 2 TB-Festplatte und Einbau kostet 199 Euro. Weitere Infos über cBreeze im Gravis Service Guide auf Seite 25.

Warum eine proprietäre Hardwarelösung ?

In manchen Foren ist das Geschrei groß: Apple versuche mal wieder, Bastler abzuschrecken, den Einbau preisgünstiger Komponenten zu verhindern und seine eigenen Ersatzteile überteuert zu verkaufen.

Pure Boshaftigkeit gegenüber den Bastlern läßt sich wohl ausschließen. Aber warum hat Apple diese proprietäre Lösung gewählt und nicht, ebenso wie HDD Fan Control, die über den S.M.A.R.T-Status verfügbaren Temperaturwerte für die Steuerung des Festplattenlüfters benutzt ?
Über die Antwort kann man nur spekulieren. Einiges spricht für diese Erklärung:

Mac OS X soll möglichst für alle aktuellen Rechner identisch sein. Wenn das Betriebssystem durch modellspezifische Zusatzsoftware aufgebläht und verwässert würde, wäre auch die Systempflege immer komplizierter und fehleranfälliger. Um das System schlank und pflegeleicht zu halten, ist Apple auch zuvor schon den teureren Weg mit den zusätzlichen aufgeklebten Sensoren gegangen. Die Steuerung der Hardware soll autark funktionieren und nicht von Modifikationen des Betriebssystems abhängig sein.

(b597/hr)

Artikel und Links zum Thema:
Surtees Software: iMac HDD Fan Control
Gravis Blog: iMac 2011: Freie Festplattenwahl dank GRAVIS’ cBreeze
Gravis: Service Guide
ifixit: iMac Intel Repair Manuals
Im Festplatten-Dienstprogramm wird ein Volume rot dargestellt, S.M.A.R.T.-Status: fehlgeschlagen
AHT Fehlermeldung beim 27“ iMac: 4MOT/4/40000002: HDD-0
 
  1. Ute vor 11 Jahren

    Danke für den Tipp mit dem Lüfter! Da hätte ich im Traum nicht dran gedacht :-)

    • tiramigoof vor 11 Jahren

      Immer wieder gerne :-)

  2. Honerkamp vor 11 Jahren

    Hallo,
    Habe mir aufgrund dieser Hinweise das Programm gekauft , der Luefter läuft etwas leiser , aber immer noch viel zu laut. Ich habe die Festplatte ausbauen lassen, weil mein Mac keinen Mucks mehr von sich gab. Es war der Grafikchip…. Nun habe ich die HD extern laufen , spielen jetzt die Sensoren verrückt?

    • tiramigoof vor 11 Jahren

      Hallo Honerkamp, ich gebe das mal an den Kollegen weiter, bitte um etwas Geduld, Antwort folgt.
      Grüße :-) Anette

    • tiramigoof vor 11 Jahren

      Hallo Honerkamp, wir brauchen für Ihre Anfrage bitte noch etwas Information.
      In dem iMac ist jetzt gar keine Platte mehr eingebaut?
      Wissen Sie vielleicht, ob der Sensor im Rechner geblieben ist oder auch ausgebaut wurde?
      Was ist es genau für ein iMac? Bitte eine eindeutige Information aus dem System Profiler raussuchen.
      Was wir auch nicht wirklich verstehen: Wenn der Grafikchip defekt war, wieso läuft der iMac jetzt mit externer Platte?
      Viele Grüße, Heinrich

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