All meine wichtigen Daten liegen auf einem RAID-System – brauche ich zusätzlich noch eine Datensicherung ?

Häufig treffen wir auf Kunden, die zur Datensicherung an ihrem Server ausschließlich ein leistungsfähiges RAID-System einsetzen und ihre Daten dadurch in Sicherheit wähnen. Allerdings treffen wir dann später fast ebenso häufig auf dieselben verzweifelten Kunden, wenn das RAID einen Fehler zeigt und auf die Daten nicht mehr zugegriffen werden kann.

Ein RAID ist niemals ein Ersatz für eine Datensicherung !

Was genau tut eigentlich ein RAID ?

RAID 0

Eine Sonderform sei vorab erwähnt, die gestripten RAIDs oder RAID 0. Diese dienen ausschließlich zur Erhöhung des Zugriffstempos auf die Platten, zum Beispiel für die Bearbeitung sehr großer Bilder oder im Videobereich.

Technisch werden die Daten hier auf zwei Platten geschrieben, ein Stück auf diese und das nächste auf die andere und so weiter. Dadurch wird der Controller weniger vom verfügbaren Tempo der Platten ausgebremst. Man kann sich das auch ganz bildlich vorstellen: Ist im Supermarkt viel Andrang, wird eine zweite Kasse aufgemacht und die Wartezeit halbiert sich.

Hier liegen die Daten einer Datei also teils auf der einen, teils auf der anderen Platte. Ist eine Platte defekt, dann wars das mit den Daten. Ein gestriptes RAID erhöht also nicht die Sicherheit, sondern das Tempo – und das Risiko.

Alle anderen RAID-Arten dienen durchaus auch der Sicherheit für Daten und Produktion.

RAID 1

Die einfachste Bauform ist das gespiegelte RAID oder RAID 1. Hier werden die Daten jeweils komplett auf zwei Festplatten geschrieben. Geht eine Platte kaputt, sind die Daten noch komplett auf der anderen Platte erhalten. Nachteil: Man braucht für dieselbe Speicherkapazität statt nur einer immer zwei Platten.

RAID 5

Die am häufigsten anzutreffende weitere Bauform ist das RAID 5. RAID 5 bedeutet nicht zwangsläufig fünf Platten, sondern kann ab drei Platten eingesetzt werden.
Technisch werden die Daten hier durch den Controller so geschickt aufgeteilt und mehrfach abgelegt, daß bei Ausfall einer beliebigen Platte immer noch alle Daten verfügbar sind.

Im Gegensatz zu gespiegelten RAIDs ist das effektiver. Bei einem RAID 5 mit fünf gleichen Platten bleibt der Nutzwert von vier Platten erhalten und nur eine geht als freier Speicher verloren. RAID 5 gilt vielen daher als sicher, effektiv und teilweise auch als besonders schnell, was allerdings je nach Anwendungsbereich nicht immer der Fall ist, da die Daten zwar verteilt, aber auch redundant (mehrfach) geschrieben werden müssen.

Insgesamt gibt es über 20 weitere, teils exotische RAID-Anordnungen, die aber in der Praxis eher keine Rolle spielen oder Kombinationen verschiedener anderer RAIDs sind.

Risiken

Also bringen die Raidformen ab RAID 1 auch Datensicherheit. Allerdings erfordern alle diese RAIDs auch einen eigenen speziellen Controller und sind in fast allen Fällen in einem eigenen speziellen Gehäuse untergebracht. Und hier liegt in vielen Fällen das Risiko: Jahrelang tut so ein RAID brav seinen Dienst, und typischerweise geht nicht mal ein Platte kaputt, aber eines Tages verweigern der Controller oder das Netzteil ihren Dienst. Unserer Erfahrung nach geschieht das beinahe häufiger als das eigentlich unkritische Versagen einer Festplatte.

Auf jeden Fall hat man jetzt keinen Zugriff mehr auf die Daten, und man kann (ausgenommen bei RAID 1) auch nicht einfach die Platten in ein anderes Gehäuse setzen. Nur der dazugehörige, genau passende Controller kann die Daten, die ja in kleinen Stücken auf mehreren Festplatten liegen, richtig zuordnen. Die Produktion steht, die Daten sind unerreichbar.

Ein Netzteil (häufig ein Standardteil) bekommt man in absehbarer Zeit ersetzt – schwieriger wird es bei einem Controller-Fehler. Die Dinger sind nämlich kaum miteinander kompatibel und werden nur bei Markenfirmen längere Zeit als Ersatzteil vorgehalten.

Auch das Umsetzen in ein RAID-Gehäuse des gleichen Herstellers, aber aus einer anderen Baureihe oder Charge führt häufig nicht zum Erfolg, sondern meist zu der einzigen Option „RAID initialisieren“. Das bedeutet kompletten Datenverlust.

Wehe dem, der nun kein Backup seiner Daten hat !

Keine Frage also: ein RAID kann eine gute Datensicherung nicht ersetzen.

Vorteile

Wozu dann überhaupt ein RAID ?
Dafür gibt es schon mehrere gute Gründe.

In großen Produktionsumgebungen oder bei sehr großen Datenmengen ist eine einzelne Platte (zur Zeit maximal 2 TerraByte) oft nicht ausreichend. Durch ein RAID kann dann ein logischer Datenträger fast beliebig groß sein – bei RAID 5 mit fünf Platten also 8 TerraByte. Dazu kommt die unbestrittene Erhöhung der Datensicherheit bei Ausfall einer einzelnen Festplatte.

Oder ein anderer Fall: Bei zeitkritischen Arbeiten, zum Beispiel in einer Zeitungsredaktion, wäre der Ausfall einer Festplatte kurz vor dem Abgabetermin fatal. Hier ist ein RAID (vorzugsweise RAID 1) eine deutliche Sicherheitsreserve.

In jedem Fall muß aber jedes RAID durch mindestens eine weitere Kopie aller Daten abgesichert sein. Sonst wird der Vorteil, beim Ausfall einer Platte weiterarbeiten zu können, mit einem möglichen kompletten Verlust aller Daten erkauft.

(b191/hr)

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